Poland, Auschwitz, concentration camp

Gründung des Lagers

Deutsche Soldaten auf der Brücke in Auschwitz. Im Hintergrund (von links): Schloss der Piastenfürsten aus dem XIII. Jh., Pfarrkirche, Wodka- und Likörfabrik von Jakob Haberfeld.
Foto aus der Besatzungszeitt. Autor unbekannt
Das Lager Auschwitz wurde für die Welt zum Symbol von Terror, Völkermord und Holocaust. Gegründet wurde es von den Deutschen in einem Vorort von Oswiecim, einer polnischen Stadt, die von den Nazis dem Dritten Reich angegliedert worden war. Sie wurde in Auschwitz umbenannt und nach ihr wurde auch das Lager Konzentrationslager Auschwitz benannt. Das Lager entstand in der Mitte des Jahres1940, einige Monate bevor die Nazis die "Endlösung der Judenfrage", den Plan zur systematischen Ermordung der Juden, die auf den vom Dritten Reich besetzten Gebieten wohnten, in Angriff nahmen. Unmittelbarer Anlass zur Gründung des Lagers war die ständig wachsende Zahl der massenweise festgenommenen Polen, die die "lokalen" Kapazitäten der bestehenden Gefängnisse überschritt. Anfangs sollte das ein weiteres der von den Nazis seit Beginn der dreißiger Jahre gegründeten Konzentrationslager sein. Diese Funktion erfüllte das Lager übrigens während der gesamten Zeit seines Bestehens, sogar zu der Zeit, als es - angefangen vom Jahr 1942 - gleichzeitig zum größten Todeslager geworden war.

Ausbau des Lagers

Der Standort des Lagers - fast im Zentrum des von den Deutschen besetzten Europas - sowie die guten Verkehrsverbindungen bewirkten, dass die Nazis es im großen Stil ausbauten und dorthin Menschen aus fast ganz Europa deportierten. Während des Höhepunktes seiner Existenz bestand das Lager aus drei Teilen:
Der erste und älteste Teil war das sog. Stammlager, später auch als Auschwitz I bezeichnet (die Zahl der Häftlinge schwankte hier um 15 tausend, wobei zeitweise auch 20 tausend erreicht wurden). Es wurde auf dem Territorium und in den Gebäuden polnischer Kasernen aus der Vorkriegszeit eingerichtet.
Der zweite Teil war das Lager Birkenau (im Jahre 1944 stieg die Zahl der Häftlinge hier auf über 90 tausend), auch Auschwitz II genannt. Die Nazis begannen im Herbst 1941 mit dessen Bau auf dem Territorium des 3 km von Auschwitz entfernten Dorfes Brzezinka (Birkenau), aus dem die polnische Bevölkerung zwangsausgesiedelt wurde. Deren Häuser wurden abgerissen. In Birkenau befanden sich die meisten Einrichtungen zur Massenvernichtung, hier sind auch die meisten ermordeten Opfer zu beklagen.
In den Jahren 1942-1944 entstanden, vor allem bei den verschiedensten Industriebetrieben, wie auch landwirtschaftlichen Zuchtbetrieben, mehr als 40 Nebenlager, in denen die Häftlinge als Sklavenarbeiter ausgebeutet wurden. Das größte von ihnen, Buna genannt (Monowitz - 10 tausend Häftlinge), wurde 1942, 6 km vom Lager Auschwitz entfernt, auf dem Gelände der Buna-Werke, einer Fabrik für synthetisches Gummi und Benzin, eingerichtet. Sie waren während des Krieges von dem bekannten deutschen Konzern IG Farbenindustrie gebaut worden, dem die SS die Häftlinge für die Arbeit bereitstellte. Im November 1943 wurde das Nebenlager Buna Sitz eines Kommandanten des dritten Lagerteiles - Auschwitz III, dem einige andere Auschwitzer Nebenlager unterstellt wurden.
Die Deutschen riegelten alle Lager und Nebenlager von der Außenwelt ab und umgaben sie mit einem Stacheldrahtzaun. Jeglicher Kontakt mit der Außenwelt war verboten. Das Territorium, das vom Lagerkommandanten verwaltet und von der SS-Wachmannschaft des KL Auschwitz kontrolliert wurde, ging über das Gebiet, das sich innerhalb der Stacheldrahtzäune befand, hinaus. Das sog. Interessengebiet des Lagers umfasste eine zusätzliche Fläche von ca. 40 Quadratkilometern. Es stellte eine Sicherheitszone um die Lager Auschwitz I und Auschwitz II dar.

Die ortsansässige Bevölkerung, Polen und Juden, die in der Nachbarschaft des neu geschaffenen Lagers lebte, wurde in den Jahren 1940-1941 umgesiedelt. Deren ca. eintausend Häuser und Gebäude wurden zerstört. Einige Gebäude übernahmen Offiziere und Unteroffiziere der SS-Wachmannschaft des Lagers, die dort nicht selten mit ihren ganzen Familien einzogen. Die auf diesem Territorium gelegenen Industriebetriebe wurden von Deutschen übernommen, die sie z.T. ausbauten oder neue, mit der Kriegsproduktion des Dritten Reiches verbundene Betriebe, errichteten.

Auf dem das Lager umgebenden Territorium errichteten die Lagerbehörden technische Versorgungseinrichtungen, wie Werkstätten, Lagerräume, Büros oder auch Kasernen für die SS-Wachmannschaft des Lagers.

Krematorium und Gaskammer I

Deutscher Originalplan des Krematoriums und der Gaskammer I.
Das Krematorium I funktionierte vom 15. September 1940 bis Juli 1943. Nach deutschen Angaben konnte man in diesem Krematorium nach dessen Ausbau (3 Öfen) innerhalb von 24 Stunden 340 Leichen verbrennen.
Den größten Raum in diesem Gebäude nahm die Leichenhalle ein. Im Herbst 1941 wurde sie zur ersten provisorischen Gaskammer umgebaut. Die SS ermordete hier unter Verwendung von Zyklon B Tausende neu angekommener Juden sowie ebenfalls einige Gruppen sowjetischer Kriegsgefangener.

In der Gaskammer kamen auch Häftlinge um, die im Häftlingskrankenbau selektiert worden waren, da deren Zustand keine schnelle Rückkehr zur Arbeit versprach. Hier wurden ebenfalls Polen erschossen, die vom deutschen Standgericht zum Tode verurteilt waren.

Nachdem in Auschwitz II-Birkenau die zwei nächsten provisorischen Gaskammern - Bunker 1 und 2 - (das sog. Rote und Weiße Haus) in Betrieb genommen waren, verlegte die Lagerleitung den Massenmord an Juden dorthin und die Benutzung der ersten Gaskammer wurde nach und nach aufgegeben.

Nach dem Bau der 4 Krematorien mit Gaskammern in Auschwitz II-Birkenau wurde im Juli 1943 auch das Verbrennen der Leichen im Krematorium I aufgegeben. Das Gebäude wurde anfangs als Lager, dann als Schutzbunker für die SS genutzt. Die Öfen, der Schornstein sowie einige Wände wurden abgetragen und die Öffnungen, durch die die SS-Männer das Zyklon B einwarfen, wurden zugemauert.

Anzahl und Nationalität der Opfer

Häftlinge des KL Auschwitz bei der Arbeit
Das KL Auschwitz als Konzentrationslager
Während der Gesamtzeit seines Bestehens diente das KL Auschwitz als Konzentrationslager. Im Laufe der Zeit entwickelte es sich zum größten nationalsozialistischenKonzentrationslager. In dieses Konzentrationslager lieferten die deutschen Besatzungsbehörden während der ersten Phase seines Bestehens vor allem Polen als Häftlinge ein. Es waren die Menschen, die von den Deutschen als besonders gefährlich angesehen wurden, die zur Elite des polnischen Volkes zählten, seine politischen, gesellschaftlichen und geistlichen Führer waren, Vertreter der Intelligenz, der Kultur, der Wissenschaft, ebenfalls Angehörige des Widerstandes, Offiziere usw. Mit der Zeit begannen die Nazis auch aus anderen besetzten Ländern Häftlingsgruppen nach Auschwitz zu entsenden. Von 1942 an wurden auch jene Juden im Lager untergebracht und registriert, die SS-Ärzte - nach einer Selektion - für arbeitsfähig erachtet hatten. Von allen nach Auschwitz deportierten Personen wurden im Lager sowie in seinen Nebenlagern ungefähr 400 tausend Personen untergebracht und registriert. (200 tausend Juden, über 140 tausend Polen, ca. 20 tausend Sinti und Roma aus verschiedenen Ländern, mehr als 10 tausend sowjetische Kriegsgefangene und mehr als 10 tausend Häftlinge anderer Nationalität). Über 50% der registrierten Häftlinge starben infolge von Hunger, mörderischer Arbeit, wütendem Terror, durch Exekutionen, sowie infolge der ruinösen Lebensbedingungen, von Krankheiten und Epidemien, Strafen, Folter und verbrecherischen medizinischen Experimenten.

Jüdische Frauen und Kinder nach der Selektion auf dem Weg in die Gaskammern des KL Birkenau
Das KL Auschwitz als Vernichtungslager
Vom Jahr 1942 an begann das KL Auschwitz eine weitere Funktion zu übernehmen - es wurde zum Zentrum der Massenvernichtung der europäischen Juden. Die Nazis hatten alle europäischen Juden, unabhängig von Alter, Geschlecht, Beruf, Staatsangehörigkeit oder politischer Überzeugung zur völligen Vernichtung bestimmt. Sie starben, weil sie Juden waren. Nach Selektionen, die unter den Juden auf den Bahnrampen durchgeführt wurden, wurden die Neuankömmlinge, die von SS-Ärzten für arbeitsunfähig angesehen worden waren, in die Gaskammern geschickt: kranke und ältere Personen, schwangere Frauen, Kinder. Meistens wurden 70-75% eines jeden Transportes unmittelbar in den Tod geschickt. Diese Personen wurden nicht in den Lagerbestand aufgenommen, d.h. sie wurden nicht mit Nummern versehen und nicht registriert. Aus diesem Grund kann die Zahl der Opfer auch nur schätzungsweise bestimmt werden.

Historiker sind der Meinung, dass ins KL Auschwitz mindestens 1,1 Millionen Juden aus allen besetzten Ländern Europas deportiert worden sind, außerdem über 140 tausend Polen, hauptsächlich politische Häftlinge, ca. 20 tausend Sinti und Roma aus verschiedenen Ländern, mehr als 10 tausend sowjetische Kriegsgefangene und mehr als 10 tausend Häftlinge anderer Nationalität. Die Mehrheit der deportierten Juden starb unmittelbar nach der Ankunft in den Gaskammern des Lagers.


Die Zahl der Opfer

Die allgemeine Zahl der Opfer von Auschwitz in den Jahren 1940-1945 wird auf 1,1 bis 1,5 Millionen Menschen geschätzt. Die Mehrheit von ihnen, vor allen Dingen die Massentransporte mit Juden, die von 1942 an hierher deportiert wurden, kamen in den Gaskammern um.


Befreiung des Lagers

Von der Roten Armee im Januar 1945 befreite Häftlinge des KL Auschwitz. Aufnahme aus der Zeit nach der Befreiung
Gegen Ende des Jahres 1944 begann die SS angesichts der sich nähernden Offensive der Roten Armee, die Spuren ihrer Verbrechen zu verwischen. Dokumente wurden vernichtet, einige Gebäude abgerissen. Andere Gebäude wurden in Brand gesteckt oder in die Luft gesprengt. Mitte Januar 1945 erging der Befehl zur endgültigen Liquidierung des Lagers.
Die marschfähigen Häftlinge wurde gegen Ende Januar ins Innere des Reiches evakuiert, zu einem Zeitpunkt, als die sowjetischen Soldaten Krakau befreiten und lediglich 60 km von Auschwitz entfernt waren. Vom 17.-21. Januar 1945 wurden an die 56 tausend männliche und weibliche Häftlinge in Kolonnen zu Fuß aus dem KL Auschwitz und seinen Nebenlagern geführt, begleitet von schwer bewaffneten SS-Männern. Viele der Häftlinge starben während dieser tragischen Evakuierung, die man als Todesmarsch bezeichnet. Die wenigen Häftlinge (einige tausend), die von den Deutschen im Lager zurückgelassen worden waren, wurden am 27. Januar 1945. von Soldaten der Roten Armee befreit.