Gailingen liegt zwischen 400 m (Rheinufer) und 630 Metern (Rauhenberg) über Normalnull. Der Dorfkern liegt auf einer alten Flussterrasse des Rheins und erstreckt sich über weite Teile des Südhangs des Rauhenbergs.
Nachbargemeinden [Bearbeiten]Die Gemeinde grenzt im Norden an Gottmadingen, im Osten an die Schweizer Gemeinden Buch und Ramsen im Kanton Schaffhausen, im Süden an die Stadt Diessenhofen im Kanton Thurgau und im Westen an Dörflingen im Kanton Schaffhausen. Nach einem 800 Meter breiten Stück Schweizer Territoriums wird im Westen außerdem die Gemarkung der deutschen Exklave Büsingen erreicht, das auf halbem Weg nach Schaffhausen liegt.
Geschichte [Bearbeiten]Gailingen wurde erstmals im Jahre 965 urkundlich erwähnt. Der Name geht auf einen alemannischen Sippenführer Gailo zurück, der den Ort wohl im 5. Jahrhundert begründet hat. Der Ort gehörte zunächst den Herren von Gailingen, ehe er 1465 unter Landeshoheit der Habsburger kam. Im Rahmen der Gebietsveränderungen durch den Reichsdeputationshauptschluss fiel die Gemeinde 1806 an das Großherzogtum Baden.
Religionen [Bearbeiten]Eine Besonderheit Gailingens war jahrhundertelang der hohe jüdische Bevölkerungsanteil. Nach Ende des Dreißigjährigen Kriegs war den ersten Juden 1657 die Ansiedlung erlaubt worden, die zwei Jahrzehnte später die mildtätige Bruderschaft Chewra Kadischa gründeten und mit der Anlage eines bis heute gut erhaltenen jüdischen Friedhofes begannen. 1830 weihte man in Gailingen, das von 1827 bis 1925 der Sitz eines Bezirksrabbinates war, eine Synagoge ein, die bis zur Zerstörung durch die Nazis im Jahre 1938 Bestand hatte. In der Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Hälfte der Einwohner des Ortes jüdische Bürger (1862 990 gegenüber 982 Christen), und 1870 bis 1884 hatte die Gesamtgemeinde einen jüdischen Bürgermeister, Leopold Guggenheim. Gailingen war damals nicht nur die zweitgrößte Gemeinde im Nellenburgischen Hegau (nach Stockach und noch vor Radolfzell und Singen), sondern besaß auch eine der größten israelitischen Gemeinden Badens. Das Gemeindeleben mit unter der Leitung berühmter Rabbiner und Lehrer geschaffenen religiösen und sozialen Einrichtungen (Rat- und Schulhaus, zentrale Wasserversorgung, Krankenhaus, Altersheim) galt bis zur unrühmlichen Zeit der Naziherrschaft als mustergültig. [1][2]
Politik [Bearbeiten]Gailingen bildet mit Büsingen am Hochrhein und Gottmadingen eine Vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft.
Bürgermeister [Bearbeiten]1870-1884: Leopold Guggenheim
seit 1986: Heinz Brennenstuhl
Gemeinderat [Bearbeiten]Die Gemeinderatswahl am 13. Juni 2004 brachte folgendes Ergebnis:
FWG 50,2 % (-4,8) – 5 Sitze (-1)
CDU/UWG 49,8 % (+4,8) – 5 Sitze (-1)
Partnergemeinde [Bearbeiten]Liebschützberg, Sachsen
Wirtschaft und Infrastruktur [Bearbeiten]Seit 1950 existieren die Schmieder-Kliniken, seit 1972 das Jugendwerk - beides neurologische Rehabilitationszentren (das Jugendwerk für Kinder und Jugendliche).
Seit 1977 ist die Gemeinde als Erholungsort staatlich anerkannt.
Bildung [Bearbeiten]Gailingen verfügt über eine Grund- und Hauptschule.
Kultur und Sehenswürdigkeiten [Bearbeiten]
Bauwerke [Bearbeiten]Die katholische St. Dionysius-Kirche, die Nikolaus-Kapelle aus dem 12. Jahrhundert in Obergailingen, das Bürgerhaus (früher das jüdische Schulhaus) mit dem angrenzenden Synagogen-Gedenkplatz, der jüdische Friedhof aus dem 18. Jahrhundert sowie die Holzbrücke über den Rhein hinüber zur schweizerischen Stadt Diessenhofen.
Natur [Bearbeiten]Neben der schönen Umgebung und der Nähe zur Schweiz locken im Sommer vor allem das Rhein-Strandbad und die Schifffahrt. Außerdem wird an den Südhängen in Gailingen auf rund 18 Hektar Wein angebaut. Der Abschnitt des Hochrheins, an dem Gailingen liegt - Auslauf aus dem Bodensee (Untersee) bis zum Rheinfall bei Schaffhausen - zählt zu den schönsten Flussläufen Europas.
Literatur [Bearbeiten]Walter Wolf: Gailingen – Geschichte einer Hochrheingemeinde. Gulde Druck, Tübingen, ISBN 3-921413-93-1
Weblinks [Bearbeiten] Commons: Gailingen am Hochrhein – Bilder, Videos und Audiodateien
Gemeinde Gailingen
Ein Spaziergang in Bildern durch Gailingen
Quellen [Bearbeiten]? Alemannia Judaica: Bürgerhaus Gailingen - ein Zentrum der jüdischen Geschichte und Kultur am Hochrhein und Bodensee
? Singener Wochenblatt, Zeiten im Landkreis Konstanz: Entstehung, Blüte und gewaltsames Ende der Gailinger Judengemeinde
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